“Wie gelingt uns Wohlstand, der den Faschismus verhindert?“
Nach der Vorführung des Dokumentarfilms ‘Purpose – ein neuer Kompass für unsere Welt’ im Berliner Kino Sputnik diskutieren am 5.6.2025 Katharina Beck (Die Grünen), Ferat Koçak (Die Linke) und Martin Oetting (Regisseur) die Frage, ob wir eine Neuausrichtung unserer Wirtschaftslogik auf andere Ziele als das Bruttoinlandsprodukt brauchen. Der Abend wird moderiert von Kai Schächtele.
Gleich in seiner ersten Regierungserklärung setzte der neue Bundeskanzler Friedrich Merz den Ton für eine Debatte, die uns in den kommenden Jahren noch intensiver begleiten wird als bisher:
„Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.“
Merz stellt damit eine einseitige Definition auf: Wohlstand ist allein eine Frage des Geldes. Ob wir damit tatsächlich gut leben, und wer davon wirklich profitiert, scheint unwichtig.
Entsteht so echter Wohlstand für alle – oder vielleicht eher das Gegenteil? Spätestens Donald Trumps zweite Amtszeit sowie die Erfolge der AfD führen zur Frage, ob ein immer weiter überreizter Kapitalismus tatsächlich Wohlstand schafft – oder nicht eher dazu beiträgt, unsere Demokratien und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu untergraben. Neue Ideen für ein verändertes Wirtschaftsmodell, das alternative Konzepte von Wohlstand ermöglicht, gibt es dabei zuhauf. Sie werden jedoch dort überwiegend ignoriert, wo sie grundlegende Veränderung bewirken könnten – in der breiten Öffentlichkeit und in der Politik.
Der Dokumentarfilm ‘Purpose – ein neuer Kompass für unsere Welt’ porträtiert zwei Menschen, die daran etwas ändern wollen. Katherine Trebeck kämpft für eine Allianz von Ländern, deren Wirtschaftssysteme sich neu ausrichten – weg vom umsatzgetriebenen BIP-Wachstum, hin zum Wachstum des Wohlergehens von Mensch und Erde. Lorenzo Fioramonti trägt dieselben Ideen tief in die italienische Politik; er wird schließlich Minister in der italienischen Regierung. Am Ende des Films haben beide ProtagonistInnen zwar einiges erreicht, aber viele Fragen bleiben offen.
Martin Oetting dazu:
“Purpose hat kein einfaches Happy End – wie auch, in unserer heutigen Welt? Aber genau deshalb bietet er den perfekten Startpunkt, um eine Systemdiskussion zu führen. Ich freue mich sehr darauf, Fragen zu unserem Wirtschaftssystem mit Katharina Beck, Ferat Koçak und dem Publikum zu diskutieren.”
5.6.2025, 19:30 Uhr
Sputnik Kino am Südstern
Hasenheide 54
10967 Berlin
Das Podium:
Katharina Beck ist seit 2009 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied des Bundestags seit Oktober 2021; seit 2021 ist sie Sprecherin für Finanzpolitik der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen und stellv. Vorsitzende des Finanzausschusses.
Ferat Koçak ist seit 2016 Mitglied der Partei Die Linke, seine politischen Schwerpunkte sind Antifaschismus, Antirassismus und Klimagerechtigkeit sowie Menschenrechte. Nachdem er seit 4. November 2021 im Berliner Abgeordnetenhaus als Sprecher der Linksfraktion für Klimapolitik, Fluchtpolitik und Antifaschismus war, sitzt er nun im neu gewählten Bundestag.
Martin Oetting hat bis 2016 knapp 17 Jahre lang in der Werbung gearbeitet und eine Doktorarbeit über Marketing und Mundpropaganda geschrieben. Heute baut er Omnipolis Media auf – ein Unternehmen, das Geschichten für die Zukunft entwickelt. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Klimakrise, volkswirtschaftliches Denken, das an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts angepasst ist sowie neue Storytelling-Formate. Er ist Mitgründer des Projektes vollehalle und Vorstand bei der Klimaschutz-NGO GermanZero.
Produziert wurde Purpose von Martin Oetting und Jan-Peter Heusermann, in Zusammenarbeit mit Lars Jessen (Florida Film) als Ko-Produzent.
Über die ProtagonistInnen:
Katherine Trebeck ist politische Ökonomin, Autorin und Vordenkerin für wirtschaftlichen Systemwandel. Sie arbeitet u. A. für die Universität Edinburgh, die Australian Health Promotion Association oder das ZOE Institute. Als Mitbegründerin der Wellbeing Economy Alliance (WEAll) und von WEAll Scotland hat sie 2018 die Gruppe der Wellbeing Economy Governments (WEGo) ins Leben gerufen, der Schottland, Neuseeland, Finnland, Wales, Island und Kanada angehören. Sie ist außerdem Mitglied des Club of Rome und sitzt in den Vorständen von Hands Across Canberra, dem Wellbeing Economy Lab Denmark und dem Centre for Understanding Sustainable Prosperity.
Lorenzo Fioramonti ist Professor an der Fakultät für Ingenieur- und Naturwissenschaften der University of Surrey (UK), wo er das Institut für Nachhaltigkeit leitet. Nach zwei Jahrzehnten in Südafrika kehrte er 2018 in sein Heimatland Italien zurück, wo er in den nationalen Parlamentswahlen einen Sitz im Parlament gewann und später zunächst Vize-Minister und dann Minister für Bildung, Universität und Forschung wurde (2019). Eine seiner ersten Amtshandlungen als Minister bestand darin, Bildung zu nachhaltiger Entwicklung in allen Schulen zum Pflichtfach zu machen. Die Nachricht machte weltweit Schlagzeilen, weil Italien das erste Land war, das diese Entscheidung traf. Lorenzo hat über 70 wissenschaftliche Artikel und zehn Bücher geschrieben, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Lorenzo ist ebenfalls Mitglied des Club of Rome.